Das Biomasseheizwerk blüht auf!

Bienenfreundliche Blühfläche auf dem Gelände des Biomasseheizwerks der Stadtwerke Dingolfing geschaffen

 

Wenige Themen waren 2019 in den Medien so präsent wie das Bienensterben. Nicht nur die Natur, sondern auch wir Menschen wären durch das Fehlen der kleinen Insekten in hohem Maße gefährdet. So sind die Bienen durch ihre Tätigkeit als Bestäuber für etwa ein Drittel aller landwirtschaftlichen Nutzpflanzen dringend notwendig [1]. Es ist somit kaum verwunderlich, dass das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ so große Wellen schlug und so weitreichenden Zuspruch in der Bevölkerung fand.

 

Vorbereitung Blühfläche

Auf der künftigen Blühfläche wurde im Herbst 2019 zunächst

Mähgut zum Aussamen ausgebracht

Bluehwiese

Im ersten Frühjahr zeigt sich bereits ein atemberaubendes

Blütenmeer aus Mohn und Kamille

Biene auf Kamille

Verschiedenste Bienenarten sammeln auf der neu

angelegten Blühwiese ihren Nektar

Josef Maidl und Robert Heider, die Geschäftsführer der Stadtwerke Dingolfing GmbH, betonten die Verantwortung und die vorhandenen Möglichkeiten des Unternehmens als Energieversorger vor Ort. Man wolle diese Möglichkeiten nutzen und einen Beitrag zum Schutz der Bienen in Dingolfing leisten. In diesem Rahmen stellten die Stadtwerke Dingolfing bereits im Jahr 2018 einen Teil der Fläche des Biomasseheizwerks für diesen Zweck zur Verfügung. Auf einer Fläche von mehr als 2700 m², die vorher teilweise als zusätzliches Hackschnitzellager genutzt wurde, plante man zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Martin Karlstetter die Schaffung einer möglichst naturnahen und artenreichen Salbei-Glatthaferwiese. Die gesamte Maßnahme wurde in enger Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Späth vom Landschaftspflegeverband und Herrn Neuner von der Unteren Naturschutzbehörde durchgeführt.

 

Da die Fläche aus einer ehemals landwirtschaftlichen Nutzung stammt, wies der Boden anfangs noch einen sehr hohen Nährstoffgehalt auf. Grundsätzlich findet man jedoch den größten Artenreichtum auf nicht gedüngten, nährstoffärmeren Wiesen. Das bedeutete im Falle der Blühflächen am Heizwerk, dass dem Boden zunächst der vorhandene Nährstoffüberschuss entzogen werden musste. Dazu wurde im Herbst 2018 Winterweizen gepflanzt, der während seines Wachstums besonders viele Nährstoffe aus dem Boden zieht. Im Frühjahr 2019 wurde der Weizen dann geerntet und abgefahren.

 

Unter Koordination von Herrn Dr. Späth wurden anschließend der Boden aufbereitet. Im Herbst 2019 brachte man dann sogenanntes „autochthones“, also regionales Saatgut, auf der Fläche aus. Dazu wurde auf der Fläche Mähgut aus nahegelegenen Wiesen gleichmäßig verteilt und zum Aussamen liegen gelassen („Mähgutübertragung“). Auf diese Art wird eine Einbringung von für das Gebiet untypischen oder nicht heimischen Pflanzenarten („Florenverfälschung“) vermieden. Zeitgleich fand auch eine Nachpflanzaktion bei den umliegenden Sträuchern statt. Diese wurden zur Verbesserung der Artenvielfalt, aber auch zur besseren Einbindung in das Landschaftsbild durch weitere wertvolle Arten ergänzt.

 

Im Frühjahr 2020 gingen bereits die ersten Blumen und Kräuter auf. Bisher wird die Erscheinung der Blühfläche vor allem von Kamille und Klatschmohn geprägt. Schon von weitem ist der überwältigende Duft der Wiese und das leise Summen der Bienen wahrnehmbar. Beim genaueren Hinsehen lassen sich neben der klassischen Honigbiene auch diverse Wildbienenarten sowie viele weitere Insekten beobachten.

 

Der finale Effekt der Wiese tritt allerdings erst in ein paar Jahren ein, da viele Pflanzen noch einige Zeit brauchen, um sich in dem Ökosystem richtig zu entwickeln und zu etablieren. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die richtige Bewirtschaftung, die folgendermaßen aufgebaut ist. Die Fläche wird weder gedüngt, noch werden Pestizide ausgebracht. Außerdem wird nur zwei Mal pro Jahr gemäht – das erste Mal im Sommer und das zweite Mal im Herbst. Dadurch haben die Arten länger Zeit, um sich vollständig zu entfalten und neu auszusamen. Durch das Mähen wird eine Verbuschung verhindert und eine traditionelle Nutzung (Extensive Beweidung) simuliert, womit sich für vielerlei Tier- und Pflanzenarten optimale Lebensbedingungen ergeben.

 

In diesem Rahmen soll besonders auch Wildbienen, die oftmals auf bestimmte Blumenarten spezialisiert sind, eine Nahrungs- und Lebensgrundlage geboten werden. Darüber hinaus dienen die umliegenden Gehölze als Rückzugsraum für Tiere und stellen für diese zudem eine Möglichkeit zur Überwinterung dar. Da sich die Blühfläche auf beide Seiten des Zauns erstreckt, wurde dieser an einigen Stellen leicht angehoben, um so eine Durchgangsmöglichkeit für Kleintiere wie Hasen und Igel zu schaffen.

 

Auch der Klimaschutzmanager in Dingolfing lobte die Maßnahmen am Heizwerk. Das Zusammenspiel von Natur- und Klimaschutz sei zwar nicht immer einfach – wie beispielsweise die Diskussionen um Windkraftanlagen und deren potenzielle Auswirkungen auf die örtlichen Vogel- und Fledermauspopulationen zeigen – in diesem Fall wurde allerdings ein vorbildlicher und praxistauglicher Lösungsansatz gefunden. Nicht nur leiste das Heizwerk durch die Nutzung des regenerativen Energieträgers Holz einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und die nachhaltige Wärmeversorgung der Stadt Dingolfing, es schaffe nun zudem wertvolle Entfaltungsräume für die Natur und die Artenvielfalt direkt vor Ort.

 

Der Erfolg der getroffenen Maßnahmen wird auch in Zukunft von der Unteren Naturschutzbehörde zusammen mit den Stadtwerken Dingolfing überwacht und weiter dokumentiert.

 

 

Zur Bildgalerie:

 

Bluehteaser

 

 

Quellen:
[1] Nabu.de - Wo sind die Bienen hin?

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